Das Berufskolleg Schloß Neuhaus führt eine anspruchsvolle Projektwoche durch – EU-Austauschschüler gewinnen tiefe Einblicke in das duale Ausbildungssystem
Als der stv. Landrat Hans-Bernd Janzen die 18 Schülerinnen und Schüler und 6 Lehrerinnen aus Italien, Spanien und Polen im Berufskolleg Schloß Neuhaus (BKSN) begrüßte, hatten sie noch eine ereignisreiche Woche vor sich. Das BKSN, Berufskolleg mit der Fachrichtung Wirtschaft und Verwaltung, fungiert als koordinierende Schule in einem großen Erasmus+-Projekt unter dem Thema „Migration in der EU – Chance oder Bedrohung?“. Die Projekteilnehmer treffen sich in insgesamt fünf Projektwochen abwechselnd in allen beteiligten Ländern, um in Workshops zu unterschiedlichen Aspekten des Themas zu arbeiten. Alle Arbeitsergebnisse fließen schließlich in eine gleichnamige Ausstellung ein, die am 30.03.23 im Kreismuseum Wewelsburg eröffnet wird.
In der Projektwoche in Deutschland ging es um die Frage der beruflichen Integration von Migranten. Dazu hatten die Organisatoren des deutschen Workshops um Projektleiterin Dr. Ursula Olschewski ein anspruchsvolles Programm ausgearbeitet. Die Projektteilnehmer interviewten am ersten Tag mehrere Schülerinnen und Schüler aus der Internationalen Flüchtlingsklasse am BKSN, um deren Motivationslage zu ermitteln. Derartige Klassen sind in Italien, Spanien und auch in Polen nicht bekannt. Ebenfalls auf dem Programm stand ein Interview mit dem stellvertretenden Schulleiter Norbert Damke, der über Hintergründe informierte: Das BKSN hat erst vor Kurzen eine spezielle Klasse für Ukrainer eingerichtet und wird Anfang Juni eine weitere Klasse für junge Ukrainer im Alter von 16 bis 18 Jahren einrichten. Alle Interviews wurden als Film ausgezeichnet und werden noch für die Ausstellung aufbereitet.
Der nächste Tag stand im Zeichen der beruflichen Integration. Die Projektteilnehmer führten eine Potentialanalyse selber durch, in der auf der Basis von zu ermittelnden individuellen Kompetenzprofilen Empfehlungen für bestimmte Berufsfelder erarbeitet werden. Dies wurde möglich durch die Unterstützung der Fortbildungsakademie der Wirtschaft (FAW), deren Leiter Christoph Hussmann sich sofort für das Projekt begeistern konnte und Materialien und Mitarbeiter zur Verfügung stellte. Bereits seit 2015 führt die FAW Potentialanalysen für Schülerinnen und Schüler im Auftrag des Kreises Paderborn durch.
Anschließend ging es um die Maßnahmen der beruflichen Integration. Virginia Miracco und Olga Marks von der Kreishandwerkerschaft führten die Projektteilnehmer durch durch die Werkstätten des Zimmerer-, Metall- und Baubereichs im tbz. Danach besuchten die Austauschschüler die Firma DAF Schmidt, die Firma Automobile Hillebrand Kfz und die Firma Etisa Elektro Technik Industrie Service e.K., um dort Interview zum Thema Integration von Zugewanderten zu führen.
Abgerundet wurde die Woche schließlich durch einen Besuch bei dem wichtigsten Kooperationspartner, dem Kreismuseum Wewelsburg. Der Museumspädagoge Reinhard Fromme führte einen Workshop durch, in dem es um die Konzeption von Ausstellungen und die wirkungsvolle Präsentation ging. Außerdem gab er noch einen kurzen Überblick über die wechselvolle Geschichte der Wewelsburg. Als am Freitagnachmittag einige Projektteilnehmer noch Souvenirs in der Innenstadt kaufen wollten, traf der Tornado ein und setzte einen eindrucksvollen Schlusspunkt.